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Förderschülerinnen und Förderschüler in Thüringen

Förderschulen werden unterhalten, um Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Entwicklungsschwierigkeiten und Beeinträchtigungen gerecht zu werden. So sollen auch sie sich wesentliche Bildungsinhalte aneignen können und eine realistische Chance auf einen geeigneten Schulabschluss erhalten.

Galten Förderschulen einst als modern und fortschrittlich, geriet das Konzept seit den 1990er Jahren zunehmend in die Kritik. Das Konzept führe zur Diskriminierung und stigmatisiere die Schülerinnen und Schüler, was sich nachteilig auf ihre späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt auswirke. Gefordert sei vielmehr eine konsequente Integration dieser Kinder und Jugendlichen in die Gesellschaft, die deshalb vorzugsweise „normale“ Schulen besuchen sollten.

Auch in Thüringen gehört die Inklusion zum übergeordneten Bildungsziel und soll nach dem Willen Thüringer Bildungspolitiker „soweit es möglich ist“ angewandt werden. Kritikerinnen und Kritiker dieses Konzepts sehen Inklusion hingegen als Schaden für alle an. Weder würden inkludierte Schulen den benachteiligten Schülerinnen und Schülern gerecht werden können, noch den nicht unter sonderpädagogischem Förderbedarf stehenden Lernenden, die in ihrem Lernerfolg ausgebremst würden.

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Was sind Förderschulen?

Förderschulen sind darauf ausgerichtet, Kindern und Jugendlichen mit Handicap oder einem besonderen Förderbedarf bei ihren Bildungszielen eine wirksame Hilfestellung zu leisten. Der Unterricht findet in kleinen Klassen statt und die Lehrerinnen und Lehrer werden durch sonderpädagogische Fachkräfte unterstützt. Dies ermöglicht es Förderschulen, individuell auf die besonderen Bedürfnisse der Förderschülerinnen und Förderschüler einzugehen. Förderschulen unterstützen die Schülerinnen und Schüler dabei, trotz ihrer Beeinträchtigungen einen Schulabschluss zu erlangen und verhelfen ihnen zu einer individuellen Lebensbewältigung.

Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums haben Schülerinnen und Schüler einen sonderpädagogischen Förderbedarf, wenn sie „in ihren Bildungs-, Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten so beeinträchtigt sind, dass sie im Unterricht […] ohne sonderpädagogische Unterstützung nicht hinreichend gefördert werden können“. Die Gründe, warum bei Schülerinnen und Schülern ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt wird, sind vielfältig. Jedes betroffene Kind erhält ein sonderpädagogisches Gutachten, welches auch einen Förderplan enthält. Doch wie beschrieben bedeutet eine solche Zuweisung nicht zwangsläufig den Besuch einer Förderschule, der nach dem Vorhaben des Ministeriums im Sinne des Vorrangs der Inklusion eher ein letztes Mittel sein sollte.

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Arten von Förderschulen

Thüringer Förderschulen arbeiten als regionale Förderzentren. Sie gibt es mit den Förderschwerpunkten Sehen, Hören, körperliche und motorische Entwicklung, Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung sowie geistige Entwicklung. Auch hier sind die Förderschulen passgenau auf die spezifischen Hemmnisse ihrer Schülerinnen und Schüler eingestellt. Die meisten Schülerinnen und Schüler haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf mit dem Schwerpunkt Lernen.

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In Thüringen gibt es überregionale Förderzentren für die Bereiche Hören und Sehen. Diese Schulen sind speziell auf die Bedürfnisse von sehgeschädigten bis blinden sowie hörgeschädigten bis gehörlosen Lernenden ausgerichtet, was von der Gestaltung und Ausstattung der Schulen bis hin zur Art der Unterrichtsgestaltung und Ausbildung der Lehrkräfte reicht.

Aufgabenbeschreibung von Förderzentren

Im Freistaat Thüringen sind die Förderschulen den regionalen sowie den in den Bereichen Sehen und Hören überregionalen Förderzentren unterstellt. Die Förderzentren beraten Lehrerinnen und Lehrer, Sonderpädagogische Fachkräfte (SPF) und Eltern, leisten Diagnostik und organisieren bei Bedarf Lerngruppen für Schülerinnen und Schüler mit besonders komplexem sonderpädagogischen Förderbedarf. Außerdem untersuchen sie, welche Schülerinnen und Schüler in einer Förderschule die beste Unterstützung erhalten und welche Schülerinnen und Schüler am meisten von einer inklusiven Schulform profitieren würden.

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Förderschulen führen ihre Schülerinnen und Schüler nach Möglichkeit zu den Schulabschlüssen der Regelschule. Der Bildungsgang "Individuelle Lebensbewältigung" ist auf eine möglichst selbstbestimmte Lebensführung vor allem bei Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ausgerichtet.

Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf in Thüringen

Von den im Schuljahr ?? in Thüringen unterrichteten ?? Schülerinnen und Schülern wurde bei ?? ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt, was einem Anteil von ?? entspricht. Die Feststellung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs wird in Thüringen durch den Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) des jeweiligen Staatlichen Schulamts geleistet. Der MSD wird auf Betreiben der Schulleiterin oder des Schulleiters aktiv, die/der das Verfahren beim Schulamt einleitet. Eine Zustimmung der Eltern ist dafür erforderlich. Zugleich können Eltern proaktiv das Verfahren bei der Schulleitung beantragen.

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Förderschülerinnen und Förderschüler in Berufsbildenden Schulen nach Schulform

Es ist vorrangiges Ziel des Thüringer Bildungsministeriums, auch Förderschülerinnen und Förderschülern einen Zugang zur Arbeitswelt zu ermöglichen, denn jeder Beruf bedeutet Teilhabe, Selbstständigkeit und nicht zuletzt Lebensglück. Aus diesem Grund haben auch die berufsbildenden Schulen in Thüringen die gesellschaftspolitische Aufgabe und Verantwortung, Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf zu integrieren.

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Berufsbildende Schulen werden in Thüringen in verschiedene Schulformen eingeteilt:

Die Berufsschule, die Schülerinnen und Schülern mit und ohne Abschluss offensteht, besuchten im Schuljahr ?? ?? Lernende, von denen bei ?? ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt wurde.

An der Berufsfachschule, die sich an Absolventen mit Haupt- oder Realschulabschluss wendet und an der insgesamt ?? Schülerinnen und Schüler lernen, wurde bei ?? von ihnen ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt.

Bei den höheren Berufsbildenden Schulen, bei denen der Realschulabschluss für den Besuch Voraussetzung ist, ergab sich folgendes Bild: In der Höheren Berufsfachschule wurde von den ?? Schülerinnen und Schülern bei ?? ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt. Von den ?? Schülerinnen und –schülern der Fachoberschule wiesen ?? Lernende einen sonderpädagogischen Förderbedarf auf.

Von den ?? Schülerinnen und Schülern, die das Berufliche Gymnasium besuchten, gab es ?? mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Fachschule, welche die Besonderheit aufweist, sich ausschließlich an Lernende mit bereits abgeschlossener einschlägiger Berufsausbildung zu wenden, wurde ?? von ?? Schülerinnen und Schülern besucht. ?? von ihnen wiesen einen sonderpädagogischen Förderbedarf aus.

Die Beruflichen Einrichtungen für Behinderte (BEB) in Thüringen richten sich an Menschen mit Handicaps. An dieser Schulform der berufsbildenden Schulen wird eine berufsbezogene Ausbildung mit lebensbegleitendem Lernen kombiniert. Von den ?? Schülerinnen und Schülern hatten deshalb ?? sonderpädagogischen Förderbedarf.

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Förderschülerinnen und Förderschüler im gemeinsamen Unterricht

Da Inklusion seit Jahren Leitziel Thüringer Bildungspolitik ist, wird diese natürlich mit hoher Priorität verwirklicht. So stieg die Anzahl der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in allgemeinen Schulen (ABS und BBS ohne FÖS) zusammen mit nicht speziell geförderten Lernenden unterrichtet werden, im Zeitraum von ?? bis ?? von ?? auf ?? – trotz deutlich gesunkener Gesamtschülerzahlen. Diese Steigerung betrifft sowohl die staatlichen wie die Schulen in freier Trägerschaft und berücksichtigt die Entwicklung in den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen.

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Dennoch muss festgehalten werden, dass Schulen in freier Trägerschaft in Bezug auf die Inklusion noch weit hinter den staatlichen allgemeinbildenden Schulen zurückliegen. Die Inklusionsquote ist an Schulen in freier Trägerschaft nur etwa halb so hoch wie an staatlichen Schulen. Trotzdem ist auch dort in den letzten Jahren die Anzahl inklusiv unterrichteter Schülerinnen und Schüler gestiegen. Aus einst nur ?? unterrichteten Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf sind heute ?? Lernende geworden, die gemeinsam mit nicht beeinträchtigten Schülerinnen und Schülern im selben Umfeld lernen.

Nach Förderschwerpunkten geordnet

Betrachtet man die Art der Beeinträchtigung, fällt auf, dass diese Entwicklung nicht bei allen Handicaps gleichartig verläuft, sondern stark vom individuellen Problem der Schülerinnen und Schüler abhängt. Am stärksten ist der Zulauf der Schülerinnen und Schülern mit Lernschwierigkeiten in die allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen.

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Er vervielfachte sich im Zeitraum von ?? bis ?? von ?? auf ?? Schülerinnen und Schüler. Es folgen Schülerinnen und Schüler mit einer verzögerten emotionalen und sozialen Entwicklung, von denen statt ?? nunmehr ?? in regulären Schulen aufgenommen sind.

Wesentlich schwerer fällt die Integration von Schülerinnen und Schülern mit körperlichen und motorischen Einschränkungen sowie von Lernenden mit geistiger Entwicklungsstörung. Noch vor 20 Jahren traf man solche Schüler/Innen kaum in regulären Schulen an.

Dies hat sich inzwischen geändert. So stieg der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit körperlicher und motorischer Beeinträchtigung im Untersuchungszeitraum von ?? auf ?? und der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung von ?? auf ??. Im Förderschwerpunkt für geistige Entwicklung ist der Wert allerdings in den letzten Jahren wieder leicht rückläufig.

Vor allem Schülerinnen und Schüler, denen ein grundlegender Orientierungssinn weitgehend oder gänzlich fehlt, der in regulären Schulen wie selbstverständlich stimuliert wird, gelten noch heute als stark abhängig von einem Schutzraum, der lerntechnisch auf das Handicap eingestellt ist. Doch auch hier vervielfachte sich der Wert derjenigen Schülerinnen und Schüler, die auf einer regulären Schule aufgenommen wurden. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Schwerpunkt Hören stieg von ?? auf ?? rapide an, während der Anteil der Lernenden mit Schwerpunkt Sehen sich von ?? auf ?? erhöhte. Lediglich im Förderschwerpunkt Sprache blieb der Anteil der Schülerinnen und Schüler relativ konstant. Hier erhöhte er sich im Untersuchungszeitraum nur geringfügig von ?? auf ??, was in Relation zu den gesunkenen Schülerzahlen allerdings ebenfalls einer signifikanten Steigerung entspricht.

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