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Unterrichtsausfall in Thüringen

Unterrichtsausfall gefährdet den Schulerfolg unserer Kinder und Jugendlichen und untergräbt das Vertrauen in die Bildungspolitik des Landes. Im Freistaat Thüringen fielen im Schuljahr 2018/19 11,3 % aller Unterrichtsstunden aus. 5,6 % wurden vertreten und 5,7 % ersatzlos gestrichen.

Bildungsminister Helmut Holter (Die Linke) verwies auf den Generationenwechsel beim Lehrkörper, der derzeit „in vollem Gange“ sei. Der andauernde Verlust geburtenstarker Jahrgänge wird durch die hohen Neueinstellungsquoten im Lehrdienst offenbar nur unzureichend aufgefangen. Die hohe Ausfallquote zu senken, wird die Aufgabe der Thüringer Bildungspolitik in den nächsten Jahren sein.

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Unterrichtsausfall nimmt weiter zu

Durch den Generationenwechsel beim Lehrkörper sind die Ausfallzeiten an den Thüringer Schulen in den letzten Jahren weiter angestiegen. Allerdings muss einkalkuliert werden, dass seit dem Schuljahr 2018/19 erstmals auch die Stillarbeit, bei der sich Schülerinnen und Schüler im Krankheitsfall des Lehrers oder der Lehrerin selbstständig mit schulischen Aufgaben beschäftigen, zum Unterrichtsausfall dazugerechnet wurde. Die Stillarbeitsquote lag 2018/19 bei 0,6 %.

Zu berücksichtigen waren außerdem die hohen Zahlen an Krankheitsausfällen von Lehrerinnen und Lehrern, die infolge schwerer Erkrankungen (aber auch aufgrund von Schwangerschaft) für längere Zeit ausfielen. Auch in diesem Bereich war die Quote innerhalb eines Jahres von 5,1 % auf 5,7 % gestiegen. Zu Beginn des Schuljahres 2021/22 stieg die Quote der ersatzlos gestrichenen Unterrichtsstunden sogar auf 8,1 % an, wobei die momentane Ausnahmesituation infolge der Corona-Pandemie zu berücksichtigen ist.

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Erfassung des Unterrichtsausfalls

Der Thüringer Rechnungshof hatte sich bereits vor rund zehn Jahren nach öffentlichen und medialen Beschwerden einer systematischen Untersuchung des Unterrichtsausfalls an Thüringer Schulen gewidmet. Die Untersuchungen fanden zwischen den Schuljahren 2008/09 und 2011/12 an insgesamt 303 Klassen statt. Die Größe der Untersuchungseinheiten ermöglichte die Abbildung eines validen und repräsentativen Querschnitts.

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Im Rahmen der Untersuchungen kam der Thüringer Rechnungshof auf einen Unterrichtsausfall von insgesamt 11.825 Schulstunden an 18 geprüften Regelschulen sowie von insgesamt 5.866 Schulstunden an 6 geprüften Gymnasien. Dies entsprach einer Ausfallquote von 4,4 % aller vorgesehenen Unterrichtsstunden. Hinzu kamen 26.041 vertretene Unterrichtsstunden, was einer Quote von 6,6 % an Vertretungsstunden entspricht. Das Bildungsministerium selbst erfasst den Unterrichtsausfall mehrmals jährlich an allen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen im Freistaat Thüringen.

Gründe für den ersatzlosen Ausfall

Die Gründe für den ersatzlosen Ausfall an Unterrichtsstunden waren überwiegend Krankheiten von Lehrerinnen und Lehrern sowie schulorganisatorische Gründe. Doch auch eine Reihe weiterer Ursachen für den Unterrichtsfall konnte der Thüringer Rechnungshof ermitteln. Die Gründe für den ersatzlosen Unterrichtsausfall listete die Behörde wie folgt auf:

  • Schulorganisatorische Gründe: 38,5 %
  • Krankheit: 31,9 %
  • Außenereignisse: 9,5 %
  • sonstige dienstliche Verhinderungen: 9,1 %
  • Fachlehrerinnen und Fachlehrer in anderen Klassen: 4,1 %
  • Fortbildung: 3,3 %
  • Sonstiges: 2,3 %
  • Konferenzen/Elternsprechtag/Lehrerausflug: 0,7 %
  • Sonderurlaub/persönliche Gründe: 0,6 %

Maßnahmen gegen den Unterrichtsausfall

Der Rechnungshof selbst hat in seinem Untersuchungsbericht einen 7-Punkte-Plan entworfen, in dem sieben mögliche Maßnahmen gegen den Unterrichtsausfall angeregt wurden. So solle zunächst eine höhere Personalbudgetierung einen „Ausgleich von Unterversorgung zur Absicherung der Stundentafel“ schaffen. Die Aufstellung einer Vertretungsreserve beuge vor allem dem Unterrichtsausfall durch längerfristig erkrankte Lehrkräfte vor. Die Stärkung der Lehrergesundheit habe gegenüber Erkrankungen prophylaktischen Charakter. Diese Maßnahme könne durch ein sinnvolles Gesundheitsmanagement herbeigeführt werden.

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Des Weiteren regte der Rechnungshof eine höhere Einstellungsquote neuer Lehrkräfte sowie schnellere Einstellungsverfahren an. Der Personaleinsatz könne insgesamt effzienter geplant und das „Unterstützersystem optimiert“ werden. Schließlich könne die „Stärkung der Leitungsfunktion in kleineren Schulen“ dazu beitragen, dass in diesen schneller und flexibler auf mögliche Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung eines regelmäßigen Unterrichts reagiert werden könne.

Ersatzloser Ausfall des Unterrichts

Die Situation an den Schulen ist mit Blick auf die Ausfallzeiten sowohl an den allgemeinbildenden als auch an den berufsbildenden Schulen besorgniserregend. Die Historie verläuft allerdings in beiden Schulbereichen spezifisch:

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Allgemeinbildende Schulen

Zu Beginn des Schuljahres 2021/22 hatte die Quote der ersatzlos gestrichenen Unterrichtsstunden an allgemeinbildenden Schulen mit 8,1 % einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt waren es 25.602 Unterrichtsstunden gewesen, die auf diese Weise nicht erteilt werden konnten. Der Anstieg des ersatzlosen Ausfalls von Unterricht hatte mit dem Schuljahr 2008/09 eingesetzt. Damals waren es nur 0,9 % aller Unterrichtsstunden gewesen, die ersatzlos ausgefallen waren, was in absoluten Zahlen 2.370 Unterrichtsstunden entsprach.

In dieser Zeit herrschte aufgrund des Überhangs an Lehrerinnen und Lehrern infolge des Einbruchs der Schülerzahlen nach der Wiedervereinigung ein über viele Schuljahre sich erstreckender Einstellungsstopp für neue Lehrkräfte vor. Die Kehrtwende von dieser Politik wurde offenbar nicht rechtzeitig eingeleitet.

Berufsbildende Schulen

Eine andere Entwicklungskurve nahm in Thüringen die Quote der ersatzlos gestrichenen Unterrichtsstunden an berufsbildenden Schulen ein. Sie zeigt eher ein Auf und Ab mit einem Höhepunkt im Schuljahr 2001/02 bei 9.518 ausgefallenen Stunden und einer Ausfallquote von 11,6 %. Daraufhin gelang es, die Ausfallquote auf 4,5 % im Schuljahr 2013/14 mit insgesamt 2.002 ausgefallenen Unterrichtsstunden zu senken.

Mit 8,6 % im Schuljahr 2019/20 wurde vorläufig ein neuer Höchstwert von 8,6 % bei einer Gesamtzahl von 3.725 ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden erreicht. Die Ausfallquote an den berufsbildenden Schulen liegt damit inzwischen auf einem ähnlichen Niveau wie an den allgemeinbildenden Schulen.

Zugeordnet nach Ausfallart

Das Statistische Informationssystem Thüringen hat die Ausfallzeiten nach ihrer Ausfallart zwischen einem Ausfall und einer Stundentafelkürzung differenziert. Von den 25.602 ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden an den allgemeinbildenden Schulen (Ausfallquote: 8,1 Prozent) zu Beginn des Schuljahres 2021/22 fielen 5.971 Stunden aufgrund einer Stundentafelkürzung aus, was einer Quote von 1,9 % entspricht.

Die Erhebungen an den berufsbildenden Schulen wiederum zeigen, dass im letzten Erfassungsjahr, dem Schuljahr 2019/20, 3.725 Unterrichtsstunden nicht erteilt wurden, was einer Ausfallquote von 8,6 % entspricht. Hier waren es nur 165 Ausfallstunden, die auf eine Verkürzung der Stundentafel zurückzuführen waren, sodass die Quote in diesem Bereich nur bei 0,4 % aller Unterrichtsstunden liegt.

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