- Statistisches Informationssystem Bildung

Vertretung in Thüringen

Der ersatzlose Unterrichtsausfall in Thüringen hat zu Beginn des Schuljahres 2020/21 mit einer Quote von 8,1 % einen neuen Höchststand erreicht. Zwar können die Auswirkungen der Corona-Pandemie einen Teil der hohen Ausfallzahlen erklären. Dennoch weisen alle Statistiken darauf hin, dass die Ausfallquote an Thüringer Schulen seit dem Schuljahr 2008/09 kontinuierlich steigt. Etwa die Hälfte der ausgefallenen Stunden werden durch Vertretungslehrerinnen und Vertretungslehrer gehalten, um die Auswirkungen des Unterrichtsausfalls abzufedern.

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Unterrichtsausfall in Thüringen

Nach der Wiedervereinigung sank die Anzahl der Thüringer Schülerinnen und Schüler in einem dramatischen Tempo auf ungefähr die Hälfte des Standes von 1989. Die Gründe dafür waren der nach der Wende einsetzende Geburtenknick sowie die hohen Migrationszahlen von Ostdeutschland nach Westdeutschland nach Öffnung des Eisernen Vorhangs. Die Thüringer Bildungspolitik reagierte darauf mit einem lange währenden Einstellungsstopp für Lehramtsanwärterinnen und -anwärter. Lediglich angestellten Lehrerinnen und Lehrern war es in dieser Zeit möglich, an einer Thüringer Schule in den Lehrkörper aufgenommen zu werden.

Die Kehrtwende von dieser Politik wurde offenbar zu spät eingeleitet. So stieg die Quote der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden von 0,9 % im Schuljahr 2008/09 inzwischen auf 8,1 % zu Beginn des Schuljahres 2020/21 kontinuierlich auf diesen heute so dramatischen Wert. Die brisante Lage wird besonders dadurch ausgelöst, dass in diesen Jahren geburtenstarke Jahrgänge unter den Lehrerinnen und Lehrern in Pension gehen.

Inzwischen werden in Thüringen so viele neue Lehrkräfte eingestellt wie noch nie seit der Wiedervereinigung und auch mit Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern sollen die Lücken geschlossen werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Maßnahmen auswirken werden, um den Bildungsstandort Thüringen in den Zeiten der Corona-Pandemie aus der Krise zu führen.

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Gründe für den Unterrichtsausfall

In einer systematischen Untersuchung analysierte der Thüringer Rechnungshof vor einigen Jahren die Ursachen von Unterrichtsausfall und Vertretungsstunden an Thüringer Schulen und schlug in einem 7-Punkte-Plan Maßnahmen zur Linderung der Lage vor. Für den Rechnungshof waren im Ergebnis der Untersuchungen die folgenden Faktoren für den Unterrichtsausfall in Thüringen entscheidend:

  • Schulorganisatorische Gründe: 38,5 %
  • Krankheit: 31,9 %
  • Außenereignisse: 9,5 %
  • sonstige dienstliche Verhinderungen: 9,1 %
  • Fachlehrerinnen und Fachlehrer in anderen Klassen: 4,1 %
  • Fortbildung: 3,3 %
  • Sonstiges: 2,3 %
  • Konferenzen/Elternsprechtag/Lehrerausflug: 0,7 %
  • Sonderurlaub/persönliche Gründe: 0,6 %

Zahl der Vertretungen in Thüringen

Das Statistische Informationssystem Thüringen separiert die Daten zu den Vertretungsstunden zwischen den Thüringer allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen und setzt diese zugleich in das Verhältnis zur Anzahl an ersatzlos gestrichenen Unterrichtsstunden. Zugleich gibt die Statistik Aufschluss über den Wert der Vertretungsstunden, da diese den fachgerechten Anteil wie auch den fachfremden Anteil an Vertretungsstunden erfasst. In einer Historie kann die Entwicklung von ausgefallenen und vertretenen Unterrichtsstunden schließlich auf einen Blick analysiert werden.

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Allgemeinbildende Schulen

Im Freistaat Thüringen wurden zu Beginn des Schuljahres 2021/22 an den allgemeinbildenden Schulen 17.952 Unterrichtsstunden durch Vertretungslehrerinnen und –lehrer erteilt. Dies entspricht einer Quote von 5,7 %, die wiederum weitaus niedriger liegt als die Zahl der ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden (8,1 %). In den letzten Jahren hatten die Anzahl an Vertretungsstunden und die Anzahl an ersatzlos gestrichenen Unterrichtsstunden eher gleichauf gelegen. Die derzeit grassierende Corona-Pandemie dürfte einen Teil zur Verschärfung der Gesamtsituation beigetragen haben.

Berufsbildende Schulen

Bei den berufsbildenden Schulen liegen nach dem Statistischen Informationsportal Thüringen die letzten Daten für das Schuljahr 2019/20 vor. In diesem Schuljahr wurden 2.200 Vertretungsstunden abgehalten, was einer Vertretungsquote von 5,1 % in Bezug auf die Gesamtzahl an vorgesehenen Unterrichtsstunden entspricht. Auch an den berufsbildenden Schulen liegt die Quote der Vertretungsstunden inzwischen deutlich unter der Quote für ersatzlos ausgefallene Unterrichtsstunden, die sich im Untersuchungsjahr auf dem hohen Wert von 8,6 % befand.

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Zugeordnet nach Art der Vertretung

Vertretungsstunden sind je nach Art der Vertretung unterschiedlich effektiv. Eine fachgerechte Vertretung ist der fachfremden Vertretung vorzuziehen. Auch diese Unterscheidung wird durch das Statistische Informationsportal Thüringen geleistet. Im Schuljahr 2019/20 wurden bezogen auf den Herbst 19.665 Vertretungsstunden an den allgemeinbildenden Schulen bei einer Gesamtquote von 6,3 % erteilt. Fachgerechter Vertretungsunterricht nahm dabei nur eine Gesamtquote von 2,7 % ein, während fachfremder Vertretungsunterricht mit einer Gesamtquote von 3,6 % die Mehrheit bildete.

An den berufsbildenden Schulen zeigte sich im selben Untersuchungszeitraum bei insgesamt 2.200 vertretenen Unterrichtsstunden bei einer Gesamtquote von 5,1 % ein ähnliches Bild. Auch hier überwogen mit einer Gesamtquote von 3,0 % die fachfremd erteilten Vertretungsstunden, während die fachgerecht erteilten Vertretungsstunden nur eine Gesamtquote von 2,0 % erreichten.

Entwicklung der Unterrichtsausfälle und der Vertretung

Bei der Betrachtung der Historie des Unterrichtsausfalls und der Vertretungsstunden ergibt sich hinsichtlich der Gesamtsituation an den allgemeinbildenden Schulen und den berufsbildenden Schulen ein heterogenes Bild. In den allgemeinbildenden Schulen war im Schuljahr 2008/09 mit einer Quote von nur 0,9 % bei ersatzlos ausgefallenen Unterrichtsstunden ein Tiefstwert erzielt worden. Zugleich lag die Quote der Vertretungsstunden im Freistaat bei 4,6 %.

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Damals gab es also in der Regel genügend Lehrerinnen und Lehrer, die bei Bedarf einspringen konnten. Seitdem erhöhte sich die Anzahl an ausgefallenen Unterrichtsstunden kontinuierlich auf nunmehr 8,1 % zu Beginn des Schuljahres 2021/22, denen nur eine Gesamtquote von 5,6 % an Vertretungsstunden gegenüberstand.

Hingegen war die Lage in den berufsbildenden Schulen eher durch Hochs und Tiefs gekennzeichnet. Im Schuljahr 2001/02 waren noch 11,6 % aller Unterrichtsstunden komplett ausgefallen. Die Quote konnte bis zum Schuljahr 2013/14 auf 4,5 % gesenkt werden bei einer gleichzeitigen Quote von 7,0 % bei den Vertretungsstunden. Inzwischen ist der Wert der ausgefallenen Stunden in den berufsbildenden Schulen wieder ansteigend und die Quote lag zuletzt bei 8,6 % im Schuljahr 2019/20, während der Anteil an Vertretungsstunden nur bei 5,1 % lag.

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